Kreidler

The Master Precision of Electronic Music Pop

Month: October, 2010

Dazzledorfoctober

The hidden agenda. Der Mexikovorabend in der Stadthalle, vergessene Architektur Düsseldorfs, als eine mondäne Landeshauptstadt den Spät-70er Modernismus träumte. Beim Betreten des Ensembles läuft in irgendeiner Ecke eine mäßige Version von Good Times. Best of Chic Live oder so. Wir passieren Raum um Raum, bis wir Nummer 3 erreichen, eine überraschende und überraschend gelungene Inszenierung. Zeltplanen und Discokugeln. Ein Stroboskopgewitter als Eingang, Monitore, die Dokumente aus dem Cream Cheese zeigen. Wir laden unsere Geräte auf die Bühne, Ordnungskräfte verteilen derweil weisses Plastikgeschirr im Raum – Barhocker und Salontische. Und orientieren auf diesen das Programmheft zum heutigen Abend. Momentmal, selbiges spricht nicht nur von Kreidler und allerlei Unbill, den ich nicht erwähnen möchte, sondern auch von Victor Lazlo und… Sister Sledge! Mit Band. Wir entschuldigen uns augenblicklich bei uns und revidieren unsere Meinung apropos mäßiger Good Times Version. Sister Sledge mit Band waren beim Soundcheck, Sister Sledge mit Band spielten Good Times! Ich musste augenblicklich Justus anrufen.

Nach unserem ersten Set, das wir wegen wiederholtem Logic Pro Absturz nicht mit Mosaik beenden konnten, sondern mit einer mäßigen Version von Jaguar, nach unserem ersten Set, in welchem Brass Cannon, Mars und das gerade eben improvisierte Tea-Party die Leute zum Tanzen brachte, vor allem eine in Sachen Kunststoff arbeitende Gruppe aus Indien, welche dann die Bühne stürmte, um sich mit Alex digital ablichten zu lassen, nach diesem Set also, schaute ich mir Victor Lazlo an, die nach zwei mäßigen leicht melancholischen Balladen Mexiko anrief, ausgerechnet, und dann mäßige Partystimmung verbreitete, auf dem Niveau von LTU now BerlinAir, sich also als relativ unerträglich und seicht erwies, mit einer Band-spielt-die Töne-vom-Notenblatt-ab-Band, wo ich mich dann auch nicht mehr an den Namen ihres Hits von damals zu erinnern vermochte, der ja, so weit erinnerte ich mich allerdings schon, auch relativ seicht war und weder Pop goes my love noch Dance with me tonight hiess, noch war, ich also schnell wieder diesen Ort verliess. Und dann zurückkam zu Sister Sledge, wo natürlich alles gut war, die Band souverän, die drei Damen grandios, glamourös und gleichzeitig süss, das Publikum blöde, vielleicht nett aber langweilig, und dieses mal musste ich den Ort vorzeitig verlassen, weil wir unser zweites Set spielen sollten. We’re all american girls im Ohr nahm mich und Detlef Chris mit zum Salon des Amateurs, wo sein Porsche den Geist aufgab, und wir Der Räuber und der Prinz schauten, feinste Düsseldorfer Cowboy Gotik, und Sebastian an seiner Gitarre, denke ich, den hätte ich gerne Klaus Dinger gezeigt. Leider zu spät, viel zu spät. Ein letzter Wodka mit Sebastian, ein Taxi, ich packe meinen Koffer, dusche bei Detlef, warte die paar Minuten bis zur Zeitumstellung, richte den Wecker auf viertel nach sechs, dann brechen wir auf, Delta Richtung Atlanta. We’re all american girls.

Mexiconoviembre

»Goethe war gut. Mann, der konnte reimen.«
(Rudolf Wijbrand Kesselaar, genannt: Carrell)

Mexiko! Sonntag fliegen wir von Düsseldorf aus über Atlanta, Georgia, für zwei Auftritte in die Sonne. Palacio de Bellas Artes in Mexico City und das Cervantino Festival in Guanajuato. Als Ouvertüre gewissermassen, die Día de los Muertos. Das schillernde Totenkopfspektakel. Dafür reisen wir zwei Tage früher an.

Eifrige Vorbereitungen. Was einpacken? Kurze Hose? Ja!  Badehose? Doppeltes Ja! Sombrero? Negativ Nein. Theo Altenberg stenographiert: »unbedingt einen ausflug zu den pyramiden von tehotiuacan machen.« Detlef textet aus Frankfurt am Main: »Ich hab’ es!« das Visum. Können unsere Geräte alle 110 Volt? Wieso finde ich hier nur Südamerika auf Mitteleuropa Adapterstecker aber nicht andersrum? Das Apple Worldtraveller Set würde meine Bewegungsfreiheit dann auf MacBook Pro und iPhone einschränken. Ein neuer Pyjama muss noch her, die Hemden müssen aus der Reinigung und die Sommerschuhe vom Schuster abgeholt werden. Das Coverartwork für unser neues Album werde ich unter dem Einfluß von Montezuma Jetlag fertigstellen.

Tag 14

Back in the beauty room. Saal wird das strengste Stück auf unserem neuen Album werden. Es bedarf noch ein paar einfacher Handgriffe. Nach kaum einer Stunde ist es erreicht:

Ein Gang durch das Schloß von Versailles. Auf der Pfaueninsel. Es ist menschenleer. Etwas zu hell. Das Licht, aber auch die Farben. Die Spiegel blenden. Rückprojektionen: ein Dreivierteltakt. E. T. W. Hoffmann wiegt sich im Walzerschritt mit dem Sandmann. Mit seinem Sandmann. Als die Realschule noch Buchhandlung hieß. Die Geschichte, die erzählt wird, ist keine schöne. Aber so ist das Leben. »Warum nicht ich.«

New Earth, der Eröffnungssong, verlangt am meisten nach Arbeit. Mach es dumpfer, Hannes. Die Version ohne Bassdrum war eine Idee. Leider entpuppte sie sich beim Zuhausehören als weniger radikal, als sie gelesen klingt. Wir stimmen also die Kick auf A minor. Die Mpc-Spur hangelt sich durch das Stück gehend vom G den Halbton hoch. Donnerstag Re Mittwoch Fa Sonntag. Wir kriegen die Festsaal Kreuzberg Aufnahme nicht aus dem Kopf. Und da soll es hin. Aber in gut. Und es ward gut. Kurz vor Sieben. Bevor der Bioladen schliesst, war es getan.

Unser letzter Programmpunkt ist die Kür. Wir öffnen das Siegelwachs auf Thomas Brief. Heraus fällt ein Zettelchen, darauf eine mit Bleistift gekritzelte Nachricht in winzigen Buchstaben. Er fällt ein gnadenloses Urteil: »Da gibt es auch noch Potential.« Nun gut. Das kitzeln wir heraus. Und damn wurde es ein früher Feierabend.

Im Würgeengel widmen wir uns Makers Mark und dem Столичная. El Ángel exterminador, das klingt schon nach Übermorgen: Mexiko, wir kommen!

Tag 13

Der dreizehnte Tag. Wir haben unser Budget längst überschritten. Nicht, dass wir uns damit etwa in schlechter Gesellschaft befänden. Einfach nur als Tatsachenbehauptung: Wir haben unser Budget längst überschritten und lassen das Band weiter rollen. Alex, Hannes und Andreas ernähren sich – von links nach rechts – nur noch von Weiße Nil/Pilsner Urquell, Rote Gauloises/Pilsner Urquell und Gelbe American Spirit/Erdinger Alkoholfrei (Autofahrer). Gas Giant klang aufgeräumt und räumlich und etwas, was die Band als dreamy bezeichnet. Mehr dreamy oder weniger dreamy oder mehr oder weniger dreamy. Wir sind uns uneins. Und was heißt das überhaupt. Im Berghain im Berghain über die Funktion One gab es wenig Grund zur Beschwerde. Nun im Update pumpen Detlefs Spuren ordentlicher und Thomas Toms haben weniger Bauch. Der Raum öffnet sich nach hinten in die Tiefe, ohne jetzt Surround sein zu wollen. Aber Stereo war gestern. Wir machen eine Ohrenpause.

Und während Hannes auf seiner Gaccia drei Tässchen Kaffee zubereitet (Korrektur: wir ernähren uns von Zigaretten, Bier und Espresso), berichtet er von der Unterhaltung mit einem Bekannten, der vom Übergang von Mono zu Stereo erzählt hatte, und wie er damals mit seinen Freunden atemlos unter dem Kopfhörer Musik gehört habe. Atemlos Töne wie nie zuvor gehört habe. Stereo, man hat in der Regel ja auch zwei Ohren, natürlich Stereo. Wie belanglos der Übergang zu Surround da war, weil das ja unserer Wahrnehmung des öffentlichen Raums entspricht, dann im Kino passierte und da bis heute nur nervt, weil der Blick ja auf die Leinwand gelenkt wird, die Hubschrauber aber unentwegt um einen herum kreisen, aber natürlich war Surround auch lange vorbereitet in der Kunstmusik, Anfang des 20. Jahrhunders in der freien E-Musik wiederentdeckt, als Skurrilität bei Eno, aber eigentlich bereits ein halbes Jahrtausend vor unserer Zeit, schon vor der Venezianischen Mehrchörigkeit. Surround war immer da. Stereo war neu.

Tag 12

Hannes wuchtet sein neues Pult in den Raum. Weniger crunch und offener, verspricht er. Kaum verkabelt jubiliert er: und besseres Stereobild! Trotzdem soll es ihm nur Zwischenlösung sein. Zum Jahresbeginn wird er sein Studio komplett aufbohren, sein Outboardequipment ist kaum zu schlagen, das Nadelöhr bleibt das Pult. Er ahnt, dass dann aber auch ein größerer Rechner her muss.

Zwei Wochen sind vergangen. Alex und ich führen die Liste an Korrekturwünschen mit uns. Düsseldorf – Düsseldorf – Berlin – Berlin. Wir beginnen mit Kremlin rules. Das scheint uns am einfachsten. Alex hat im Bassbereich aufgeräumt. Wir schrauben am Soundbild. Es klingt aber relativ schnell richtig. Wir sind auf dem Weg. Was an Jaguar nicht stimmte, waren in erster Linie Arrangementfragen. Die sind gelöst. Noch ein bisschen mehr Knarz und fertig. Wir schicken noch vor Ort mp3 files ins Rheinland. Alles gut! kommt zurück. Wir laden das Logic Dokument von Gas Giant, aber werden dann morgen weiter arbeiten.

Die Elixiere des Teufels

Ich verlasse frühmorgens mein Obdach und kehre lange nach Mitternacht zurück. Menschenfeind? Ach, i wo. Des Menscheln kein Freund, wohl schon. Ein Igel kreuzt meinen Weg. Das dritte Exemplar dieser Spezies, das ich in nunmehr zwanzig Jahren sehe. Ich frage ihn um Rat: »Grauer Wolf gehängt!« nuschelt er und verschwindet lautstark im Unterholz. Die Kaninchen gehen rund um die Uhr wichtigen Geschäften nach, das ist schön anzusehen, auch weil es kaum beschreibbar ist. Ich beobachte ihre Sprünge und Haken und lasse dabei mein Gehirn leerlaufen.

Vielleicht sollte ich das Hansaviertel verlassen. Es trägt eine große, graue Einsamkeit in sich, die mich an die 1970er Jahre erinnert. BRD-DDR. Bowie, Eno, Hansa at the Wall, Rasterfahndung, Kraftwerk Metropolis. Traurige Kindheit. Nicht weil meine Kindheit an sich traurig war, aber weil sich damals die Trauer der Zeit über alles legte und in meiner Seele festsetzte. Ich kann mich nicht daran erinnern, in meiner Kindheit einen Igel gesehen zu haben. Nur Salamander, Blindschleiche und Ringelnatter. Hey, Max, was war nochmals die Geschichte mit dem Stadtfuchs? Er ist mir auf meinen Touren noch nie begegnet. Erinnerst Du Dich, wie ich Dir gesagt hatte, alles wird gut? Und Du eine Runde Scopa nach der anderen gewonnen hast? Selbst die scheinbar aussichtslosen Spiele? Und wie sich das Blatt plötzlich gewendet hat? Ich weiss, alles wird gut, ich hatte Dir auch gesagt, dass Dir das in Deiner Situation wenig Trost bieten würde, und natürlich weiss ich auch, dass man auch selbst dazu bereit sein muss.

Ein sternloser Himmel. Wolkenzerfetztes Dunkel. Ich gehe die Spirale weiter hinab. Irgendeiner muss das Licht am Ende des Tunnels ausgeschaltet haben. Meine neue Heimstatt ruft. Noch 240 Tage?  Ich sitze in der Küche und rede mit mir selbst. Na dann hört doch wenigstens einer zu. Der Wäschetrockner gibt den Rhythmus vor. Hey DJ, now paying my dues for playing in an instrumental rockband. Instrumental. Versteht Ihr nicht? Ohne Worte!

Nicht sehr hilfreich, leider.

Listening Wind (pt. 3)

Jochen Distelmeyer also, ein Regelmässiger nun an Berliner Orten, über das Gastsein hinaus getreten, in der S-Bahn, auf der Wolfgang Tillmans Aftershowparty in der Pan Am Lounge, in der Paris Bar natürlich, etwas Charlottenburglastig, auch, sie werden mehr, die Nachbarn. Heute Abend aber nun mit Band in Kreuzberg im geliebten Festsaal. Doch diese Band ist nicht wirklich hübsch anzusehen. Wodurch Jochens Antlitz nur umso ebenmäßiger strahlt. Vielleicht nicht die schlechteste Idee. Und spielen können sie auch. Beeindruckend wie sie am Bühnenrand eine Front mit vier Gitarrenähnlichen bilden. Der Beginn des Konzertes dann allerdings völlig schlapp. Nicht wirklich nachvollziehbar, umso mehr da es drei neue Stücke sind, die auf dem Album durchaus Sinn machen. Aber hier, Wohin mit dem Hass? bar jeden Drucks. Jochen ist höflich, sympathisch und charmant wie immer, doch nährt er im weiteren Verlauf des Abends den Verdacht, dass er, wenn er nun nicht mal bald einen Schritt macht, natürlich ist er nicht Bowie, aber hey, warum eigentlich nicht!?, wenn er nun nicht bald mal einen weiten Schritt macht, er jegliche Relevanz verlieren wird, musikalisch, meine ich. Und das wird dann auch den Texten schlecht bekommen. Wo nebenan Die Goldenen Zitronen immer ganz gut hingekriegt haben, nicht nur auf der Sprachebene, sondern auch sonorisch relevant zu bleiben, da droht hier die Oldieabend-Rutsche. Come on, Jochen!! Jochen, come on!!!

Zu brillieren wußte die Band übrigens bei den alten Stücken, wo es schon Sinn macht, wenn der Schlagzeuger nicht schleppt und der E-Pianist E-Piano spielen kann. Am wunderbarsten natürlich So lebe ich, das Blumfeld Stück, das ich, damals als Kreidler mit Tarwater auf Frankreich Tour waren, verzweifelt versucht habe, nicht zu mögen, eben weil ich es so sehr liebte. Ich hängte mich an einzelnen Textzeilen auf: klingt ja wie Hermann Hesse, sagte ich zu Bernd und Ronald, die die Platte ganz frisch bei sich führten. Und spielte ihnen Totes Rennen von Thomas Brinkmann vor: So geht das. Und war doch nur neidisch auf Jochen Distelmeyer, zumal der Song ziemlich exakt dem entsprach, was ich mit dem Stück Reflections ausdrücken wollte. So lebe ich, bis heute seine unangefochten größte Komposition. Ein trostspendendes Meisterwerk. Auch in dieser Nacht, als wir aus dem Festsaal hinaus ins Dunkel traten.

Listening Wind (pt.2) Appendix

(DJ Set nach RUIN & Solistenensemble Kaleidoskop:)

Franz Peter Schubert/Johann Wolfgang von Goethe – Gesang der Geister über den Wassern
Kreidler – Jaguar
Six Set Red – Shake it right
Cabaret Voltaire – Safety Zone
Spk – Metal Dance
Thomas Brinkmann – 1234
Coloma – No Moving Parts Justus Köhncke Remix
Billie Ray Martin – Persuasion
Nico – Das Lied vom einsamen Mädchen
Kreidler – Gas Giant
Coil – Tainted Love
Psychic TV – Stolen Kisses
Jeanne Moreau – Each Man Kills The Thing He Loves

Listening Wind (pt. 2)

»Abstraktion!«
(Thomas Scheibitz)

Martin Eder als Richard Ruin. Seine Malerei möchte ich als zweifelwürdig bezeichnen, nackte Mädels und wuschelige Katzen. Naja. Ausruhen zwischen Mel Ramos und Stoiber, wie er seine Frau Muschi ruft. Oder wie? Über jeden Zweifel erhaben aber Richard Ruin. Gnadenloses Gedrone, was sich natürlich nirgendwo besser anhört als im Berghain. That’s where we are. Eröffnen aber wird Attila Csihar, auch mal Sänger der Norweger Mayhem, die einst, welche Realität, Papa?, ziemlich durcheinander kamen und in Teilen sich gegenseitig wie auch selbst entleibten. Zuviel PlayStation vermutlich. Und dann dieser Antichristen Satanisten Quatsch, als würde man Satan denken können ohne an Gott zu glauben. Attila also, Void of Voices, auch Sunn O))), versteckte sein Gesicht unter der Mönchskutte und strapazierte mit einer effektgarnierten mittels eines Mehrspurgeräts multiplizierten Litanei etwas zu lange das Publikum. Hatte das mit Kathedrale Berghain wohl ein bisschen falsch verstanden. Und gruseln mochte sich auch keiner. Stattdessen erging sich der Zuschauer in anschwellender Partykonversation.

RUIN & Solistenensemble Kaleidoskop aber sollten es richten. Rechts auf der Bühne nahm Jochen Arbeit hin und wieder elegant Platz und behandelte Beameffektgeräte. Die Streicher strichen angewandt schräg, zwölf- oder freitonal, was die Band das mit schwarzklebrigen Clustern aufnahm. Die gesamte auf der Bühne versammelte Musikerschaft streichelte ihr Instrumentarium mehr, als dass sie es anschlug – von Cello über Gitarre und Keyboard zu Schlagzeug – so lange bis schwingenden Töne resonierten, die den Raum mit einem immensen Dröhnen füllten. Dazu schwang Richard seine weisse Haarpracht.

In dem Moment, in dem man verstanden hatte, brachen sie ab. Dann peitschten sie ihre Instrumente, und für ein allerletztes Stück schritt Attila den Stieg hinab und grunzte sich kostümiert als glitzernd schillerndes Stachelwesen die Seele aus dem Leib. »Die haben Vertrauen«, hätte Detlef gesagt. »Abstraktion!« schrie mir Thomas Scheibitz von rechts ins Ohr.

Tag 11

Hannes muss sich erstmal auf den Kreidler Modus einschwingen. »Amtlich, das Wort ist total verboten«, sagt er. Ja, aber seine ersten Mixentwürfe klingen einfach sehr amtlich. Sie klingen ganz toll. Keine Frage. Und auch so, dass es toll im Club klingt. Und funktioniert. So wie beispielsweise tolle Dial-Produktionen klingen oder Henrik Schwarz. Aber Kreidler braucht ein spezielles Klangbild, wo sich Frequenzen überlagern und ausschalten und kratzen und knarzen. Kreidler eben. Und was eben auch dem entspricht, und auch dem Tempo entspricht, wie die Aufnahmen entstanden sind. Hannes blättert durch unsere Referenzbibliothek. Natürlich will ich unter dem Maelstrøm auch amtliche Ergebnisse hören, das heißt, die Kick soll kicken, der Bass soll Bass haben, die Snare soll schnarren und die Hihat obenrum alles deckeln.

Es bleibt schwierig… It’s a long way if you wonna rock’n’roll (da sind wir schon wieder?!). Abgesehen von allem, ist es auch seit mindestens 1989 das erste Mal, dass wir nicht selbst am Pult sitzen.

Allabendlich laden Alex und ich die Tagesmixe in die dropbox, dem Vorstoßblock Düsseldorf zum geneigten Gehör. Und schauen am nächsten Morgen ins Wiedervorlage-Fach. Wir brauchen mehr Zeit.